weitere Baumaßnahmen:

2017

SZ vom 24.04.2017

Sauerstoffgabe fürs Trinkwasser

Im Sommer funktioniert der Wasseraustausch in der Talsperre Klingenberg nicht. Wie die Talsperrenverwaltung hier nachhilft.

Von Franz Herz

Klingenberg. Die Talsperre Klingenberg bekommt von diesem Sommer an zusätzlichen Sauerstoff eingeblasen. Dafür werden vier Matten aus dünnen Röhren auf dem Grund des Stausees versenkt, informierte Eckehard Bielitz, der als Betriebsleiter für alle Anlagen der Landestalsperrenverwaltung im oberen Elbtal verantwortlich ist.

Die Sauerstoffmatten sollen helfen, ein Problem zu lösen, welches das Wasserwerk in Klingenberg mit Mangan hat. Mangan ist ein Metall, das als Spurenelement im Wasser gelöst vorkommt und für bestimmte Körperfunktionen wichtig ist. „Wir liegen mit unseren Mangananteilen weit unter den Grenzwerten“, sagt Frank Kukuczka, der Geschäftsführer der Wasserversorgung Weißeritzgruppe. Diese betreibt das Wasserwerk Klingenberg und versorgt die untere Weißeritzregion mit Trinkwasser.

Wenn sich aber Mangan aus dem Wasser ablagert, sinkt das als bräunlicher Schlamm in den Leitungen oder Hochbehältern nach unten. Strömt dann plötzlich viel Wasser auf einmal durch, wirbelt der auf und kommt braun aus der Leitung. So etwas kommt beispielsweise bei einem Rohrbruch vor oder wenn die Feuerwehr einen Hydranten anzapft. Deswegen soll von vornherein verhindert werden, dass sich das Mangan absetzt.

Das Problem mit dem Mangan tritt im Wasserwerk Klingenberg vor allem dann auf, wenn das Rohwasser keinen Sauerstoff enthält. Das ist im Sommer der Fall. Oben wird das Wasser erwärmt und bleibt oben. Das kühle Wasser aus den tiefen Schichten hat keine Chance mehr, nach oben zu gelangen. Der vorhandene Sauerstoff wird verbraucht und es kommt kein neuer nach. „Von Mitte Mai bis in den September beobachten wir das“, sagt Bielitz.

Im Winter wird das Wasser an der Oberfläche kalt und sinkt nach unten. Das wärmere Wasser aus den Tiefen des Stausees steigt nach oben. So wird die ganze Talsperre gut durchmischt und hat auch an ihrem Grund sauerstoffreiches Wasser. Wenn es aber im Frühjahr wärmer wird, stoppt dieser Wasseraustausch.

Altenberger Erfahrungen nutzen

Andererseits ist aber gerade das kalte Wasser aus den tiefen Schichten gut geeignet für die Trinkwasseraufbereitung. Jetzt hat der Staumeister schon manchmal Wasser aus den tiefen Schichten abgelassen, damit neues nachströmen kann, das Sauerstoff enthält. Aber gutes Rohwasser ist wertvoll. In trockenen Jahren kann die Talsperre darauf nicht verzichten.

Daher versuchen die Wasserfachleute jetzt, das kalte Wasser durch die Sauerstoffanreicherung zu verbessern. Das ist keine neue Technik. Im Speicher Altenberg liegen bereits solche Matten. „Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, sagt Bielitz. Frank Kukuczka hat sich mit Kollegen aus Thüringen ausgetauscht, die in ihren Talsperren ebenfalls solche Sauerstoffmatten einsetzen.

Dabei arbeiten die Talsperrenverwaltung und die Weißeritzgruppe eng zusammen. Der Sauerstoff kommt aus dem Tank, den die Weißeritzgruppe im Wasserwerk stehen hat. Beide Unternehmen tauschen sich auch aus über ihre Messwerte.

Die Investition in die Sauerstoffmatten in Klingenberg kostet rund 130 000 Euro. Bis Mitte Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, sodass dann der Sauerstoff aus den neuen Matten am Grund der Talsperre Klingenberg blubbern kann. Das ist dann die Jahreszeit, in welcher der Wasseraustausch zum Erliegen kommt.