Von Franz Herz
Klingenberg.
Die Talsperre Klingenberg bekommt von diesem Sommer an zusätzlichen
Sauerstoff eingeblasen. Dafür werden vier Matten aus dünnen Röhren auf
dem Grund des Stausees versenkt, informierte Eckehard Bielitz, der als
Betriebsleiter für alle Anlagen der Landestalsperrenverwaltung im oberen
Elbtal verantwortlich ist.
Die Sauerstoffmatten sollen helfen, ein Problem zu lösen, welches
das Wasserwerk in Klingenberg mit Mangan hat. Mangan ist ein Metall, das
als Spurenelement im Wasser gelöst vorkommt und für bestimmte
Körperfunktionen wichtig ist. „Wir liegen mit unseren Mangananteilen
weit unter den Grenzwerten“, sagt Frank Kukuczka, der Geschäftsführer
der Wasserversorgung Weißeritzgruppe. Diese betreibt das Wasserwerk
Klingenberg und versorgt die untere Weißeritzregion mit Trinkwasser.
Wenn sich aber Mangan aus dem Wasser ablagert, sinkt das als
bräunlicher Schlamm in den Leitungen oder Hochbehältern nach unten.
Strömt dann plötzlich viel Wasser auf einmal durch, wirbelt der auf und
kommt braun aus der Leitung. So etwas kommt beispielsweise bei einem
Rohrbruch vor oder wenn die Feuerwehr einen Hydranten anzapft. Deswegen
soll von vornherein verhindert werden, dass sich das Mangan absetzt.
Das Problem mit dem Mangan tritt im Wasserwerk Klingenberg vor
allem dann auf, wenn das Rohwasser keinen Sauerstoff enthält. Das ist im
Sommer der Fall. Oben wird das Wasser erwärmt und bleibt oben. Das
kühle Wasser aus den tiefen Schichten hat keine Chance mehr, nach oben
zu gelangen. Der vorhandene Sauerstoff wird verbraucht und es kommt kein
neuer nach. „Von Mitte Mai bis in den September beobachten wir das“,
sagt Bielitz.
Im Winter wird das Wasser an der Oberfläche kalt und sinkt nach
unten. Das wärmere Wasser aus den Tiefen des Stausees steigt nach oben.
So wird die ganze Talsperre gut durchmischt und hat auch an ihrem Grund
sauerstoffreiches Wasser. Wenn es aber im Frühjahr wärmer wird, stoppt
dieser Wasseraustausch.
Altenberger Erfahrungen nutzen
Andererseits ist aber gerade das kalte Wasser aus den tiefen
Schichten gut geeignet für die Trinkwasseraufbereitung. Jetzt hat der
Staumeister schon manchmal Wasser aus den tiefen Schichten abgelassen,
damit neues nachströmen kann, das Sauerstoff enthält. Aber gutes
Rohwasser ist wertvoll. In trockenen Jahren kann die Talsperre darauf
nicht verzichten.
Daher versuchen die Wasserfachleute jetzt, das kalte Wasser durch
die Sauerstoffanreicherung zu verbessern. Das ist keine neue Technik. Im
Speicher Altenberg liegen bereits solche Matten. „Damit haben wir gute
Erfahrungen gemacht“, sagt Bielitz. Frank Kukuczka hat sich mit Kollegen
aus Thüringen ausgetauscht, die in ihren Talsperren ebenfalls solche
Sauerstoffmatten einsetzen.
Dabei arbeiten die Talsperrenverwaltung und die Weißeritzgruppe eng
zusammen. Der Sauerstoff kommt aus dem Tank, den die Weißeritzgruppe im
Wasserwerk stehen hat. Beide Unternehmen tauschen sich auch aus über
ihre Messwerte.
Die Investition in die Sauerstoffmatten in Klingenberg kostet rund
130 000 Euro. Bis Mitte Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein,
sodass dann der Sauerstoff aus den neuen Matten am Grund der Talsperre
Klingenberg blubbern kann. Das ist dann die Jahreszeit, in welcher der
Wasseraustausch zum Erliegen kommt.